Groß Wartenberg (Schlesien)

Übersichtskarte Groß Wartenberg      Wenige Kilometer westlich von Kempen/Kepno und ca. 45 Kilometer nordöstlich von Breslau/Wroclaw liegt das niederschlesische Städtchen Groß Wartenberg; es ist das heutige Syców mit derzeit ca. 10.000 Einwohnern (Ausschnitte aus hist. Landkarten, aus: wikipedia.org, gemeinfrei und gross-wartenberg.de und Kartenskizze 'Polen' mit Syców rot markiert, K. 2006, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

In Groß Wartenberg bildete sich gegen Mitte des 17.Jahrhunderts eine jüdische Gemeinschaft; um 1860 gehörten ihr knapp 30 Familien an.

Um 1820 legte die Gemeinde einen Friedhof (im Norden der Stadt) an* und richtete einen Betraum ein, der 1881 durch einen recht unscheinbaren Synagogenneubau ersetzt wurde.

*Angeblich soll bereits in den Anfangszeiten jüdischer Ansässigkeit ein Friedhof (außerhalb der Stadt gegenüber dem "Hochgericht" auf den Wiosker Stadtäckern) existent gewesen sein, der aber – aus unbekannten Gründen – im 18.Jahrhundert aufgegeben wurde. Deshalb wurden fortan Verstorbene auf Friedhöfen im Umland, so in Kempen oder Rawitsch begraben.

Im Jahre 1803 besuchten die jüdischen Kinder vorwiegend die katholische Schule. Von 1819 bis 1834 finden wir „jüdische Schulmeister“ in Groß Wartenberg.

Juden in Groß Wartenberg:

--- 1860 ...................... ca.  30 jüdische Familien,

--- 1880 ...................... ca. 130 Juden,

--- 1890 ...................... ca.  70   "  ,

         ...................... ca. 300   “  ,*     * im Landkreis

--- 1910 .........................   65   "  ,

--- 1925 ...................... ca. 130   “  ,*

--- 1933 ...................... ca.  70   “  ,*

--- 1939 ..........................  10   "  .*

Angaben aus: Syców, aus: sztetl.org.pl

Stadtansicht, Postkarte um 1910 (Abb. aus: zvab.com)

 

Die jüdischen Bürger der Stadt wohnten und betrieben ihre Geschäfte in der Mehrzahl in der nach Klein-Kosel zu führenden Vorstadt, durch die man von Osten her in das Zentrum der Stadt gelangte. Dagegen befanden sich die großen jüdischen Geschäfte am Ring, vor allem das Textilwarenhaus von Nicasius Birnbaum und das Spirituosengeschäft von Lewy.

Zu Beginn der NS-Zeit lebten in Groß Wartenberg noch ca. 50 jüdische Bewohner, die mehrheitlich bis Kriegsbeginn ihre Heimatstadt verlassen hatten.

 

Das ehemalige Synagogengebäude, das die Kriegsjahre fast unbeschadet überstanden hatte, wurde in den 1950er Jahren umgebaut und dient bis auf den heutigen Tag Wohnzwecken.

Ehem. Synagogengebäude (Aufn. aus: olesnica.nienaltowski.net, um 1995)

Während der NS-Zeit war der jüdische Friedhof mit dem Taharahaus teilweise zerstört worden; die endgültige Einebnung des Areals erfolgte in kommunistischer Zeit, so dass heute keine Grabsteine mehr erhalten sind.

 

 

 

Weitere Informationen:

A.Heppner/J.Herzberg, Aus Vergangenheit und Gegenwart der Juden und der jüdischen Gemeinden in den Posener Landen, Koschmin - Bromberg 1909

Lehnsdorf / K.-H.Eisert, Die jüdischen Gemeinschaften in Stadt und Kreis (u.a. Kultusgemeinde Groß Wartenberg), in: gross-wartenberg.de

Syców, in: sztetl.org.pl